Geschichte der Wasserversorgung - von der Holzröhre zur automatischen Steuerung

Die Geschichte der zentralen Wasserversorgung in Guben begann vor mehr als 450 Jahren. Bereits 1550 wurde die erste Wasserleitung aus Holzröhren von den Kaltenborner Bergen nach Guben geführt. Der Grund: Die Bierbrauerei benötigte das kostbare Nass. Weil die Leitung sehr anfällig gegenüber Störungen war und deshalb sehr hohe Kosten verursachte, wurde sie bald wieder eingestellt.

Im Jahre 1563 konnte die Wasserkunst im Klostertor in Betrieb genommen werden. Das Wasser stammte aus der Neiße. Ein Wasserrad trieb Pumpen an, die das Neißewasser in einen Wasserbehälter in 18 Fuß Höhe (rund 5,65 m) über dem Neißespiegel in den Klosterturm beförderten. Von dort versorgten sich die städtischen Tuchmachereien mit Brauchwasser, das sie sowohl über Holz- als auch über Messingröhren erreichte. 1858 - also knappe 300 Jahre später - wurden die Holzleitungen durch Rohre aus Gusseisen ersetzt. Die Wasserkunst verrichtete noch bis ins Jahr 1913 fleißig ihren Dienst. Erst durch den Abriss der Seydellschen Mühlen kam auch das Pumpwerk zum Erliegen.

1892 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau von wasserwirtschaftlichen Anlagen zur zentralen Trinkwasserversorgung der Gubener Einwohner. Bei vorangegangenen Untersuchungen von städtischen und privaten Brunnen war eine Gesundheitsgefahr für die Bürger nachgewiesen worden. Die Bauarbeiten für ein Wasserwerk auf der Dubrau starteten 1896. Das Wassernetz hatte bereits 1910 eine Länge von ca. 70 Kilometern, an das damals exakt 3.323 Grundstücke angeschlossen waren. Bei einem Wochenverdienst von durchschnittlichen 8 Reichsmark kostete ein Kubikmeter Wasser 20 Reichspfennig. Mitte der 1920er Jahre betrug die Jahresfördermenge beinahe 1,15 Mio. Kubikmeter und die höchste Tagesforderung 5.310 Kubikmeter.

Infolge des Zweiten Weltkriegs wurde die Neißestadt 1945 in das deutsche Guben und das polnische Gubin geteilt. Das Wasserwerk blieb der Stadt Guben erhalten, verfügte nun aber nicht mehr über die Technik zur Wasserspeicherung und zum Druckausgleich. Dies änderte sich erst ab 1951 durch den Bau und die Inbetriebnahme der zwei ersten Hochbehälter in der Obersprucke.

Modernisiert wurde das gesamte Versorgungssystem 1965. Damals sind die Flachspiegelbrunnen durch Tiefbrunnen ersetzt worden. Außerdem wurde eine neue Enteisenungs- und Filteranlage installiert sowie der Bau zweier weiterer Hochbehälter und einer separaten Druckerhöhung für das Wohngebiet Obersprucke initiiert.

Mit der Wende erfährt auch die Trinkwasserversorgung eine Veränderung. 1991 wird der Gubener Wasser- und Abwasserzweckverband gegründet. Ein Jahr danach baut der Zweckverband eine Steuerzentrale für die Brunnensteuerung, die automatische Filterspülung, die Datenerfassung und die Alarmmeldung auf. Höhepunkt der neuen Trinkwasser-Ära war der Bau eines neuen Trinkwasserwerkes bei Schenkendöbern, der 2005 begann. Seit Juli 2006 werden die Gubener vom neuen Wasserwerk aus mit Trinkwasser versorgt.

Die erste Wasserleitung
Der 22. Juli 1896 war ein sehr wichtiger, denkwürdiger Tag in der Stadtentwicklung Gubens. Es war der Tag des Baubeginns der lang herbeigesehnten Gubener Wasserleitung. Allerdings stimmten von den damals 34 Stadtverordneten 11 gegen diesen Meilenstein, denn schon damals war das Geld im Stadtbudget knapp. Aber die geplanten Kosten von 640.000 Mark konnten durch beratende Fachleute aus Frankfurt (Oder) und Charlottenburg auf 547.000 Mark gesenkt werden, so dass der Realisierung einer Wasserversorgung für Guben nichts mehr im Wege stand. Offensichtlich war die Projektierung der damaligen Wasserleitung so gut, dass diese auf der Deutschen Städteausstellung in Dresden zu den 50 deutschen Projekten gehörte, die auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis gezeigt werden sollten. Dieses Gesamtpaket erhielt einen Preis und machte alle Gubener und nicht nur die Stadtväter stolz.