Geschichte der Abwasserentsorgung - von der Fäkalientonne zur europäischen Kläranlage

Noch im 19. Jahrhundert stank das Gubener Abwasser zum Himmel. Die Fäkalien einer ganzen Stadt wurden in der Regel hinter den Häusern entsorgt. Krankheiten und Seuchen waren die Folgen. Aus hygienischen Gründen führte der Magistrat der Stadt Guben 1875 ein Tonnensystem zur zentralen Fäkalienentsorgung ein. Der vorgesehene Anschlusszwang konnte jedoch nicht durchgesetzt werden. Die Bürgerschaft leistete erfolgreich Widerstand, weil ihr das anfallende Entgelt zu hoch war.

Nachdem in der Stadt ab 1896 eine zentrale Wasserversorgung errichtet wurde, folgte 1905 der Bau und 1906 die Inbetriebnahme einer zentralen Abwasserentsorgung mit Kanalisation und Klärwerk. Die Anlage befand sich an der Stelle der heutigen Abwasserbehandlungsanlage Gubin/Guben. Damals wurde das Abwasser mechanisch in 64 Imhoffbrunnen gereinigt, worauf eine biologische Reinigungsstufe in 4 Koksfestbettreaktoren folgte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Abwassernetze von Guben und dem polnischen Gubin getrennt. Auf dem Gelände der ehemaligen Pappenfabrik bauten die Gubener eine eigene Kläranlage. Diese nahm Mitte der 50er Jahre ihren Betrieb auf und hatte nur eine mechanische Reinigungsstufe. Der Umbau zu einer biologischen Kläranlage war zu DDR-Zeiten zwar angedacht, aber nicht realisiert worden.

Ab 1990 begannen die Planungen für den Bau einer solchen biologischen Abwasserbehandlungsanlage - auch unter dem stärkeren umweltpolitischen Druck der neuen BRD-Gesetzgebung. Zu dieser Zeit wurde bereits an eine gemeinsame Entsorgung der Abwässer von Guben und Gubin gedacht, allerdings war als Standort der Anlage noch die Stadt westlich der Neiße im Gespräch. Um alle Fördermöglichkeiten der Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Brandenburg ausgiebig zu nutzen, wurde die Anlage schließlich auf polnischer Seite errichtet. Die konkreten Konzeptionen, die Projektierungen und Ausschreibungen starteten 1994. Im darauf folgenden Jahr verrichteten deutsche und polnische Firmen die ersten Bauarbeiten. Mit einer feierlichen Übergabe des Bauwerkes wurde die neue Kläranlage Gubin/Guben am 2. Mai 1998 in Betrieb genommen.

Zu Beginn der Bauarbeiten für die Gubener Kanalisation war das "Stadtsäckel" nicht zum Überlaufen voll. Für die benötigten 1.230.000 Mark nahm die Neißestadt einen Kredit bei der Landesversicherungsanstalt für die Provinz Brandenburg auf.

Geschichte der Wasserversorgung - von der Holzröhre zur automatischen Steuerung

Die Geschichte der zentralen Wasserversorgung in Guben begann vor mehr als 450 Jahren. Bereits 1550 wurde die erste Wasserleitung aus Holzröhren von den Kaltenborner Bergen nach Guben geführt. Der Grund: Die Bierbrauerei benötigte das kostbare Nass. Weil die Leitung sehr anfällig gegenüber Störungen war und deshalb sehr hohe Kosten verursachte, wurde sie bald wieder eingestellt.

Im Jahre 1563 konnte die Wasserkunst im Klostertor in Betrieb genommen werden. Das Wasser stammte aus der Neiße. Ein Wasserrad trieb Pumpen an, die das Neißewasser in einen Wasserbehälter in 18 Fuß Höhe (rund 5,65 m) über dem Neißespiegel in den Klosterturm beförderten. Von dort versorgten sich die städtischen Tuchmachereien mit Brauchwasser, das sie sowohl über Holz- als auch über Messingröhren erreichte. 1858 - also knappe 300 Jahre später - wurden die Holzleitungen durch Rohre aus Gusseisen ersetzt. Die Wasserkunst verrichtete noch bis ins Jahr 1913 fleißig ihren Dienst. Erst durch den Abriss der Seydellschen Mühlen kam auch das Pumpwerk zum Erliegen.

1892 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau von wasserwirtschaftlichen Anlagen zur zentralen Trinkwasserversorgung der Gubener Einwohner. Bei vorangegangenen Untersuchungen von städtischen und privaten Brunnen war eine Gesundheitsgefahr für die Bürger nachgewiesen worden. Die Bauarbeiten für ein Wasserwerk auf der Dubrau starteten 1896. Das Wassernetz hatte bereits 1910 eine Länge von ca. 70 Kilometern, an das damals exakt 3.323 Grundstücke angeschlossen waren. Bei einem Wochenverdienst von durchschnittlichen 8 Reichsmark kostete ein Kubikmeter Wasser 20 Reichspfennig. Mitte der 1920er Jahre betrug die Jahresfördermenge beinahe 1,15 Mio. Kubikmeter und die höchste Tagesforderung 5.310 Kubikmeter.

Infolge des Zweiten Weltkriegs wurde die Neißestadt 1945 in das deutsche Guben und das polnische Gubin geteilt. Das Wasserwerk blieb der Stadt Guben erhalten, verfügte nun aber nicht mehr über die Technik zur Wasserspeicherung und zum Druckausgleich. Dies änderte sich erst ab 1951 durch den Bau und die Inbetriebnahme der zwei ersten Hochbehälter in der Obersprucke.

Modernisiert wurde das gesamte Versorgungssystem 1965. Damals sind die Flachspiegelbrunnen durch Tiefbrunnen ersetzt worden. Außerdem wurde eine neue Enteisenungs- und Filteranlage installiert sowie der Bau zweier weiterer Hochbehälter und einer separaten Druckerhöhung für das Wohngebiet Obersprucke initiiert.

Mit der Wende erfährt auch die Trinkwasserversorgung eine Veränderung. 1991 wird der Gubener Wasser- und Abwasserzweckverband gegründet. Ein Jahr danach baut der Zweckverband eine Steuerzentrale für die Brunnensteuerung, die automatische Filterspülung, die Datenerfassung und die Alarmmeldung auf. Höhepunkt der neuen Trinkwasser-Ära war der Bau eines neuen Trinkwasserwerkes bei Schenkendöbern, der 2005 begann. Seit Juli 2006 werden die Gubener vom neuen Wasserwerk aus mit Trinkwasser versorgt.

Die erste Wasserleitung
Der 22. Juli 1896 war ein sehr wichtiger, denkwürdiger Tag in der Stadtentwicklung Gubens. Es war der Tag des Baubeginns der lang herbeigesehnten Gubener Wasserleitung. Allerdings stimmten von den damals 34 Stadtverordneten 11 gegen diesen Meilenstein, denn schon damals war das Geld im Stadtbudget knapp. Aber die geplanten Kosten von 640.000 Mark konnten durch beratende Fachleute aus Frankfurt (Oder) und Charlottenburg auf 547.000 Mark gesenkt werden, so dass der Realisierung einer Wasserversorgung für Guben nichts mehr im Wege stand. Offensichtlich war die Projektierung der damaligen Wasserleitung so gut, dass diese auf der Deutschen Städteausstellung in Dresden zu den 50 deutschen Projekten gehörte, die auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis gezeigt werden sollten. Dieses Gesamtpaket erhielt einen Preis und machte alle Gubener und nicht nur die Stadtväter stolz.